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a bicycle trip around the USA
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Der Süden der USA mit dem Rad

Der Süden

Der Süden der USA hat uns wahnsinnig gut gefallen. Landschaftlich ist er sehr abwechslungsreich und beeindruckend, aber auch die Begegnungen mit den Menschen waren sehr schön. Für mich ist es der Teil unserer Reise, der mich am meisten beeindruckt hat.

Routenplanung
Als wir in Miami geladet sind, wussten wir nur, dass wir versuchen wollen an die Westküste zu strampeln. Die eigentliche Route ergab sich von Tag zu Tag. Von Miami nach New Orleans sind wir mehr oder weniger dem Golf von Mexiko gefolgt. Die Routen haben wir von Tag zu Tag mit Hilfe des 'google-maps-routenplaner-tools' geplant und als 'gps-track' unserem Garmingerät geschickt. In dichterem Gebiet wie Florida erspart solch ein gps-track viele Umwege und schont die Nerfen. Von Bâton Rouge nach Phoenix sind wir meistens auf dem sogenannten 'southern tier' den Karten der 'Adventure Cycling Assotiation' gefolgt und waren damit sehr zufrieden. Die Karten sind sehr detailliert und geben alle nötigen Information zu Distanzen, Schlaf- und Verpflegungsmöglichkeiten, Bikeshops, Bibliotheken, sowie eine allgemeine Information zur Gegend. Gerade in den undichten Gebieten ist es angenehm zu wissen, wo was zu finden ist. Den Karten von ACA zu folgen bringt viele Vorteile. Ein Punkt ist, dass man vermehrt auf Tourenfahrer trifft. Nachteilig ist aus unserer Sicht, dass die Routen nicht in die Städte führen. So war es zum Beispiel für uns ein Ding der Unmöglichkeit 100km neben New Orleans durch zu fahren und nicht hin zu gehen. Von Phoenix an die Westküste sind wir nicht mehr dem 'southern tier' gefolgt sondern via Tips von Locals und 'google-maps' nach Las Vegas, zum Death Valley, in die Sierra Nevada und dann quer durch Kalifornien. Im Süden sind liegen die Ortschaften zum Teil sehr weit auseinander und man muss sich jedesmal informieren, wo man Wasser und Essen finden kann. Die längste Strecke, die wir ohne Lebensmittelgeschäft auskommen mussten war ca. 250km lang (Von Van Horn via Guadalupe National Park nach El Paso). Wir benutzten ein Smartphone um die Infos herauszufinden (auf Gogglemaps nach groceries oder food suchen) oder fragten paar Locals.

Strassen und Verkehr
Die Strassen im Süden waren im Allgemeinen sehr gut und wir fanden die Autofahrer im Durchschnitt sehr rücksichtsvoll. Man hat meistens einen sehr breiten Seitenstreifen für sich alleine zur Verfügung oder man ist auf kleineren Landstrassen, wo nicht viel Verkehr herrscht. Sicher ist es nicht zu verhindern, dass man ab und zu in dichten Verkehr ohne Seitenstreifen gerät. Die Region am westlichen Ende Floridas war aus meiner Sicht die schwierigste. Die Autofahrer in Kalifornien ähneln eher einem durschnittlichen Europäer als einem durchschnittlichen Amerikaner – es wird eng überholt, schnell gefahren, gehupt. Die Strassen sind ziemlich sauber und gut ausgebaut. In Louisiana, Alabamah und Mississippi liegen vermehrt geplatzte Reifen und Glassplitter am Strassenrand. In den Staaten Texas, New Mexiko, Arizona und Nevada bekommt man es dann eher mit den Dornen zu tun.

Zeltplätze
Der Amerikaner hat normalerweise kein Zelt sondern eine zwei-Zimmerwohnung auf paar Rädern, sogenannte RV's. Es gibt daher kaum Zeltplätze, sondern 'RV Parks'. Diese Parks nehmen meistens auch Zelte auf, doch wurden wir in Florida einige Male abgewiesen, da unser zelt zu klein war und sie keine Duscheeinrichtungen hatten. Die Preise und Dichte von Zeltplätzen variert im Süden sehr stark. In Florida übernachteten wir oft in State Parks, wo man zwischen 20-30$ die Nacht zahlt dafür etwa 200m2 für sich hat... Als wir von Louisiana nach Arizona der ACA-route folgten waren die Zeltplätze meistens 10$.

Klima
Wir sind Anfang März in Miami gestartet und waren Mitte April in Phoenix. Nach einem zweiwöchigen Unterbruch ging es dann Ende April von Phoenix weiter Richtung Pazifik. Würde jedes Jahr gleich aussehen, würde ich wahrscheinlich diese Reisezeit weiterempfehlen. Von Florida nach Texas war alles am blühen, und in der Wüste war es heiss, aber nicht unerträglich. Leute, die die gleiche Route einen Monat früher gemacht haben, haben uns erzählt, dass sie auf Pässen Nächte erlebt hatten, wo das Kondens am Zelt gefroren war. Am Golf von Mexiko war es sehr warm und extrem feucht. Nachts fielen Tropfen von den Bäumen auch wenn es nicht regnete...Von Austin an den Pazifik war es im Allgemeinen sehr heiss und sehr trocken. Meistens starteten wir noch vor Tagesanbruch und hörten um den Mittag auf, da die Hitze Nachmittags viel zu gross war. Rund um Las Vegas war es zum Beispiel um acht Uhr morgens schon 38°C. Während den sieben acht Stunden auf dem Rad tranken wir an solchen Tagen je etwa fünf Liter Wasser. Die Extreme liegen im Süden der USA sehr nahe beeinander und gerade in dieser wüstenartigen Region schwanken die Temperaturen schnell. Gewinnt man paar Höhenmeter sieht die Situation plötzlich ganz anders aus. Wir haben uns mitten im Süden Handschuhe gekauft, da der Morgen an einigen Orten frisch war und erlebten in Mimbres, New Mexico, einen kleinen Schneesturm. Die Winde sollen meistens von West nach Ost gehen. Wir hatten wohl Glück und hatten bis nach Austin quasi nur Rückenwind. Die Winde waren manchmal sehr stark. In New Mexiko erlebten wir Gegenwind von 70km/h – da strampelt man bergab. Nicht zu vergessen, dass es im Süden im März und April sehr früh dunkel wird und man manchmal etwas zu früh von der Dunkelheit eingeholt wird.

Gelände
Von Miami bis zur texanischen Grenze ist es topfeben. In Texas, östlich und westlich von Austin ist das sogenannte 'hillcountry' mit vielen kleinen auf und abs. Von Austion nach San Antonio, Del Rio und El Paso macht man so einiges an Höhenmetern, jedoch ohne es richtig wahrzunehmen. Es sind riesige Plateaus, die etwas geneigt sind. Sonst gibt es nur paar erwähnenswerte Berge (zum McDonals Observatory hoch und zum Guadalupenationalpark hoch). Nach El Paso führte unsere Route in die Berge, der Gila National Forest. Da geht es schon ab und zu einen Pass hoch. Nach Phoenix ist es eher wieder wie zwischen Del Rio und El Paso, mit langen geneigten Plateaus. Die Sierra Nevada kann man umfahren, wir wollten aber hoch zu den Sequoias, und die 2000 Höhenmeter haben sich gelohnt.